"Der entropia hat 'ne Faser. Juchuu, endlich Bandbreite!!" werden einige unter Euch denken -> leider nein.
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Konfektionierung von Glasfaserkabeln. Grund war ein frisch verlegte Glasfaser in die Yolocolo.
Aufbau eines Glasfaserkabels
Die Bezeichnung der zur Yolocolo verlegten Glasfaserkabels lautet: 'U-DQ(ZN)BH 12E9/125'. Was genau bedeutet dieser Buchstabensalat?
U - Universal (= für Indoor- und Outdooranwendungen geeignet) D - Multifiber buffer filled Q - Water resistive dry Core (ZN) - Non-metallic yarn reinforcement B - Armouring H - Sheath consisting of halogen-free material 12 - 12 cores E - Singlemode fiber 9 - Core diameter in μm 125 - Cladding diameter in μm
Neben jeder Menge an Gummi, Plastik und Aramid besteht unser Glasfaserkabel also aus 12 Glasfasern, auch Cores genannt.
Aufbau einer Glasfaser (eines Cores)
Eine einzelne Glasfaser besteht aus mehreren Schutzschichten:
- Jacket (bei Aussendurchmesser >= 0.9mm)
- Strength member meistens aus Aramidfasern bestehend (bei Aussendurchmesser >= 2mm)
- Buffer/Coating mit 250um Durchmesser
- Cladding mit 125um Durchmesser
- Core mit 9um Durchmesser
Die Wikipedia hat dazu auch einen Artikel.
Zählweise in Bündeladern
Zwölf Glasfasern bilden üblicherweise das Maximum an Fasern, welches lose in einer Tube liegt. Sowohl für die Glasfasern als auch für die Tubes gibt es Farbcodes für die Durchnummerierung. Nachfolgend einer der gängigen Farbcodes:
- Blau
- Orange
- Grün
- Braun
- Grau
- Weiß
- Rot
- Schwarz
- Gelb
- Violett
- Rosa
- Hellblau
Sonstige Glasfasernkabel
Neben den Loose-Tube-Glasfasern gibt es für höhere Packungsdichten die Fiber Ribbon Cables. Anstelle lose in einer Röhre liegend bilden vier bzw. acht Fasern nebeneinanderliegend ein Ribbon (Farbcodes: rot, blau, weiß, grün bzw. bei 8 Fasern sich wiederholend). Diese Ribbons bilden bis zu 10fach übereinander gestapelt ein Faserpaket, welches einen Slot der Glasfaser belegt. Ein Glasfaserkabel mit 640 Cores hat dementsprechend 10 Slots.
Konfektionierung von Glasfasern
Bei der Konfektionierung gibt es zum einen die Möglichkeit, den Stecker direkt auf die Faser zu konfektionieren. Aufgrund der mechanischen Belastung ist dies erst ab 0.9mm Jacketdurchmesser eine Option. Die andere Option ist das Spleissen von Glasfasern. Hierbei werden fertig konfektionierte "Pigtails" (Glasfaserstecker mit 0,5m Glasfaser) verwendet. Die Faserenden der Pigtails werden mit den Fasern des Glasfaserkabels verbunden (gespleißt), sodass es eine durchgehende Verbindung ergibt.
Arbeitsplatz
Zum Spleissen von Glasfasern benötigt man u.a.
- Werkzeug zum Entfernen des äußeren Mantels (nicht abgebildet)
- (grobes) Reinigungsmaterial zum Entfernen von Gel (Längswasserschutz)
- ein Stripper zum Entfernen des Jackets, des Buffers und des Coatings.
- Alkohol (99%ig) und fusselfreie Tücher
- ein Cleaver
- ein Spleissgerät
- Crimptool zum konfektionieren des Spleisschutzes (nicht abgebildet)
- Crimp-Spleissschutzhüllen (nicht abgebildet)
Vorbereitungen
Bevor man loslegen kann, muss das Spleissgerät an die am Arbeitsplatz herrschende Temperatur und Feuchte kalibiert werden. Dazu werden zwei Fasern mit einem Testprogramm zusammengespleisst. Der Spleiss wird versetzt durchgeführt und mehrfach gespleisst, um anhand von geometrischen Offsets die Spleissparameter zu bestimmen. Wie im nachfolgenden Bild zu sehen ist, kann das Ermitteln der Paramter auch mal einen zweiten Anlauf brauchen: Im obigen Bild kann man schön die Glasfaser samt Cladding und 9um Core (Enden in der Mitte) erkennen.