Wau Holland: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wau Holland''' (* [[20. Dezember]] [[1951]]; † [[29. Juli]] [[2001]] in [[Bielefeld]]; eigentlich ''Herwart Holland-Moritz'') war ein deutscher [[Journalist]] und Computeraktivist.
'''Wau Holland''' (* 20. Dezember 1951; † 29. Juli 2001 in Bielefeld; eigentlich ''Herwart Holland-Moritz'') war ein deutscher Journalist und Computeraktivist.


== Leben ==
== Leben ==
Holland gehörte 1981 zu den Gründern des [[Chaos Computer Club]]s (CCC), einem der ältesten [[Hacker]]clubs. Ab 1983 arbeitete er als [[Kolumne|Kolumnist]] bei der Berliner [[die tageszeitung|Tageszeitung (taz)]], wo er regelmäßig über den entstehenden deutschen Computeruntergrund und die [[Mailbox (Computer)|Mailboxszene]] berichtete.
Holland gehörte 1981 zu den Gründern des Chaos Computer Clubs (CCC), einem der ältesten Hackerclubs. Ab 1983 arbeitete er als Kolumnist bei der Berliner Tageszeitung (taz), wo er regelmäßig über den entstehenden deutschen Computeruntergrund und die Mailboxszene berichtete.


Holland war Mitbegründer des Hackermagazins des CCC [[Die Datenschleuder]], das sich mit den Möglichkeiten globaler Informationsnetzwerke und schneller Computer beschäftigte und in den Anfangsjahren häufig Schaltpläne für [[Datenklo|selbstgebaute]] [[Modem]]s enthielt. Das damalige [[Fernmeldeanlagengesetz]] verlangte, dass Modems eine Zulassung der [[Deutsche Bundespost|Deutschen Bundespost]] besaßen; im Zweifelsfall wurde diese nur Modems erteilt, die die Bundespost selbst vermietete oder verkaufte. Billigere Hochgeschwindigkeitsmodems, wie sie beispielsweise in den USA üblich waren, waren verboten. „Das Anschließen eines Selbstbaumodems wurde härter bestraft als das fahrlässige Auslösen einer atomaren Explosion“, wie Wau Holland es im Rückblick ausdrückte.
Holland war Mitbegründer des Hackermagazins des CCC Die Datenschleuder, das sich mit den Möglichkeiten globaler Informationsnetzwerke und schneller Computer beschäftigte und in den Anfangsjahren häufig Schaltpläne für Datenklo Modems enthielt. Das damalige Fernmeldeanlagengesetz verlangte, dass Modems eine Zulassung der Deutschen Bundespost besaßen; im Zweifelsfall wurde diese nur Modems erteilt, die die Bundespost selbst vermietete oder verkaufte. Billigere Hochgeschwindigkeitsmodems, wie sie beispielsweise in den USA üblich waren, waren verboten. „Das Anschließen eines Selbstbaumodems wurde härter bestraft als das fahrlässige Auslösen einer atomaren Explosion“, wie Wau Holland es im Rückblick ausdrückte.


Ebenfalls war Wau Holland [[Funkamateur]] und führte das [[Amateurfunk-Rufzeichen]] DB4FA. <!-- Quelle: http://www.chaoswelle.de/Chaoswelle -->
Ebenfalls war Wau Holland Funkamateur und führte das Amateurfunk-Rufzeichen DB4FA.  


Nicht zuletzt durch Hollands Arbeit erwarb der CCC Bekanntheit und Anerkennung. Holland hielt Vorträge über Informationskontrolle im Regierungsumfeld und im Privatsektor, er kämpfte gegen [[Kopierschutz]] und alle Formen von [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] sowie für eine freie [[Informationsinfrastruktur]]. Die Zensurbestimmungen einiger Regierungen verglich er mit dem Verhalten der [[Römisch-katholische Kirche|Katholischen Kirche]] im [[Mittelalter]], [[Kopierschutz]]mechanismen betrachtete er als Produktfehler. In seinen letzten Jahren verbrachte er viel Zeit in einem Jugendzentrum in [[Jena]], wo er Kindern sowohl die technische als auch die ethische Seite des [[Hacker|Hacken]]s nahebrachte. Holland starb an den Folgen eines [[Schlaganfall]]s.
Nicht zuletzt durch Hollands Arbeit erwarb der CCC Bekanntheit und Anerkennung. Holland hielt Vorträge über Informationskontrolle im Regierungsumfeld und im Privatsektor, er kämpfte gegen Kopierschutz und alle Formen von Zensur sowie für eine freie Informationsinfrastruktur. Die Zensurbestimmungen einiger Regierungen verglich er mit dem Verhalten der Katholischen Kirche im Mittelalter, Kopierschutzmechanismen betrachtete er als Produktfehler. In seinen letzten Jahren verbrachte er viel Zeit in einem Jugendzentrum in Jena, wo er Kindern sowohl die technische als auch die ethische Seite des Hackens nahebrachte. Holland starb an den Folgen eines Schlaganfalls.


Holland wohnte nach der politischen Wende in [[Ilmenau]] und lehrte als Honorar-Professor an der [[Technische Universität Ilmenau|Technischen Universität Ilmenau]] unter anderem Ethik in der Informatik.<ref>[http://chaosradio.ccc.de/doc022.html Interview CCC und Wau Holland, unter anderem Beitrag über sein Leben in Ilmenau]</ref>
Holland wohnte nach der politischen Wende in Ilmenau und lehrte als Honorar-Professor an der Technischen Universität Ilmenau unter anderem Ethik in der Informatik. [http://chaosradio.ccc.de/doc022.html Interview CCC und Wau Holland, unter anderem Beitrag über sein Leben in Ilmenau]


Mit der im September 2003 als [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützig]] anerkannten [[Wau Holland Stiftung]] (WHS) sollen das Lebenswerk des Namensgebers der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und Möglichkeiten geschaffen werden, die Projekte Hollands weiterzuführen.
Mit der im September 2003 als gemeinnützig anerkannten Wau Holland Stiftung (WHS) sollen das Lebenswerk des Namensgebers der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und Möglichkeiten geschaffen werden, die Projekte Hollands weiterzuführen.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
 


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 23. Juni 2010, 14:18 Uhr

Wau Holland (* 20. Dezember 1951; † 29. Juli 2001 in Bielefeld; eigentlich Herwart Holland-Moritz) war ein deutscher Journalist und Computeraktivist.

Leben

Holland gehörte 1981 zu den Gründern des Chaos Computer Clubs (CCC), einem der ältesten Hackerclubs. Ab 1983 arbeitete er als Kolumnist bei der Berliner Tageszeitung (taz), wo er regelmäßig über den entstehenden deutschen Computeruntergrund und die Mailboxszene berichtete.

Holland war Mitbegründer des Hackermagazins des CCC Die Datenschleuder, das sich mit den Möglichkeiten globaler Informationsnetzwerke und schneller Computer beschäftigte und in den Anfangsjahren häufig Schaltpläne für Datenklo Modems enthielt. Das damalige Fernmeldeanlagengesetz verlangte, dass Modems eine Zulassung der Deutschen Bundespost besaßen; im Zweifelsfall wurde diese nur Modems erteilt, die die Bundespost selbst vermietete oder verkaufte. Billigere Hochgeschwindigkeitsmodems, wie sie beispielsweise in den USA üblich waren, waren verboten. „Das Anschließen eines Selbstbaumodems wurde härter bestraft als das fahrlässige Auslösen einer atomaren Explosion“, wie Wau Holland es im Rückblick ausdrückte.

Ebenfalls war Wau Holland Funkamateur und führte das Amateurfunk-Rufzeichen DB4FA.

Nicht zuletzt durch Hollands Arbeit erwarb der CCC Bekanntheit und Anerkennung. Holland hielt Vorträge über Informationskontrolle im Regierungsumfeld und im Privatsektor, er kämpfte gegen Kopierschutz und alle Formen von Zensur sowie für eine freie Informationsinfrastruktur. Die Zensurbestimmungen einiger Regierungen verglich er mit dem Verhalten der Katholischen Kirche im Mittelalter, Kopierschutzmechanismen betrachtete er als Produktfehler. In seinen letzten Jahren verbrachte er viel Zeit in einem Jugendzentrum in Jena, wo er Kindern sowohl die technische als auch die ethische Seite des Hackens nahebrachte. Holland starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Holland wohnte nach der politischen Wende in Ilmenau und lehrte als Honorar-Professor an der Technischen Universität Ilmenau unter anderem Ethik in der Informatik. Interview CCC und Wau Holland, unter anderem Beitrag über sein Leben in Ilmenau

Mit der im September 2003 als gemeinnützig anerkannten Wau Holland Stiftung (WHS) sollen das Lebenswerk des Namensgebers der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und Möglichkeiten geschaffen werden, die Projekte Hollands weiterzuführen.

Einzelnachweise

Literatur

  • Daniel Kulla: Der Phrasenprüfer. Szenen aus dem Leben von Wau Holland, Mitbegründer des Chaos Computer Clubs. Löhrbach 2003, ISBN 3-922708-25-0

Weblinks

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QUELLE: Wikipedia