Wahlbeobachtung Hessen 2008: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 13. Februar 2015, 13:34 Uhr
6:40 Der Wahltag beginnt. Ich stehe vor verschlossenen Türen an der Ludwig-Erk Schule - hier wird später das Wahllokal 10 eröffnen, in dem ich den größten Teil des Tages verbringe. Im Moment ist aber noch nichts los und ich mache mich auf den Weg zum Rathaus. 6:55 Am Rathaus angekommen kann ich beobachten, wie gerade die NEDAPs zur Verteilung vorbereitet werden (Foto) Ich trete ein und geselle mich zu den wartenden Wahlvorständen. Diese werden immer zu zweit vom Magistrat hereingebeten, um ihren Wahlcomputer entgegenzunehmen. Die Geräte scheinen wie vorgesehen verplompt zu sein und sind mit den Nummern der Wahllokale beschriftet. Die höchste vorkommende Nummer ist die 18 und mehr Computer kann ich auch nicht erblicken (es gibt in Langen 21 Geräte: Eins für jedes Wahllokal und 1 Ersatzgerät). Der Magistrat instruiert die Wahlvorstände: "Da ist ein Zettel drin, den müssen Sie lesen... wegen der Leute vom CCC... die wollen ja vorbeikommen". Er bezieht sich hierbei vermutlich auf dieses Dokument. Nach ca. 10 Minuten werde ich als Außenseiter erkannt und vom Magistrat herausgebeten: "Ich muss Sie bitten, das Rathaus zu verlassen. Die Öffentlichkeit der Wahl wird ab 8:00 hergestellt." Ich mache mich wieder auf den Weg zur Ludwig-Erk Schule. 7:15 Ich treffe kurz vor den zuständigen Wahlvorstehern an der Schule ein. Diese wollen - nachdem sie den Wahlcomputer ausgeladen haben - dann auch direkt von mir wissen "was ich denn wolle" und "ob ich einer von diesen CCC Wahlbeobachtern sei". Ich erkläre ihnen, dass ich gerne aus privatem Interessen die Wahlvorbereitung (vor allem den Aufbau des Computers) beobachten würde. Dennoch bitten sie mich, die Räumlichkeiten zu verlassen. Daraufhin lege ich dem Wahlvorstand dar, dass ich unter der "Öffentlichkeit der Wahlhandlung" (§29, Hessisches Landtagswahlgesetz) auch die Öffentlichkeit der wahlvorbereitenden Handlungen verstehe und selbst, wenn er diese Interpretation nicht teilen wolle, stehe nirgends, dass eine Beobachtung verboten sei (es läge also in seinem Ermessen, mich hereinzulassen). Der Wahlvorstand sieht dies anders, verweist auf "eine klare Anweisung vom Ordnungsamt diesbezüglich gibt", macht nun auch direkt von seinem Hausrecht gebrauch, indem er mir mündlich Hausverbot erteilt und droht, die Polizei zu rufen. Etwas Schriftliches möchte er mir nicht geben. Ich beschließe Ärger zu vermeiden, draußen zu warten und kann die Einhaltung des Protokolls beim Aufbau der Wahlcomputer - insbesondere die Überprüfung der Sicherheitsmerkmale - leider nicht beobachten. 7:40 Die ersten Wahlhelfer treffen ein. 8:00 Das Wahllokal wird eröffnet. Ein weiterer Beobachter (Mitglied der Piratenpartei Langen), der kurz nach mir eintraf und der Aufbauphase ebenso nicht beiwohnen durfte und ich werden nun eingelassen. 8:00 - 18:00 Während der Wahl Bedienung der Geräte: Die Wahlhelfer in den von mir besuchten Wahllokalen haben allen Wählern vor der Wahl angeboten, den Prozess der Stimmabgabe (und insbesondere die Bedienung des Computers) noch einmal zu erklären. Diese Hilfe wurde meist dankbar angenommen. Gerade ältere Leute wirkten dennoch oft verunsichert vor der Wahl und mussten ermutigt werden ("Sie schaffen das schon." war ein Satz, den ich häufiger als jeden anderen an diesem Tag gehört habe.). Dies führe ich zum einen auf mit Computern verbundene Berührungsängste zurück, zum anderen darauf, dass es immer nur einen Wahlcomputer (im Gegensatz zu mehreren Kabinen früher) pro Wahllokal gab. Es lastet also ein gewisser Druck (bzw. Hektik) auf der Person, die gerade ihre Stimme abgibt (besonders, wenn eine längere Schlange entstanden ist). Ich habe den Eindruck, dass dies manche - gerade ältere - Wähler nervös machte, was zu Fehlern führte und den Wahlvorgang zusätzlich in die Länge zog. Gerade wenn es voller wurde haben die Wahlvorsteher "langsame" Wähler bei der Abgabe der Stimme durch Treten hinter die Kabine auch ohne ausdrücklichen Wunsch der Wähler unterstützt, dabei haben sie (je nach Hektik der Situation) mal mehr mal weniger genau darauf geachtet, die Stimmentscheidung des Wählers nicht zu sehen. Eine kleinere Panne gab es, als der Wahlvorstand einem Wähler, der noch am Computer stand, mitteilte, dass er bereits für beide Wahlen gestimmt hätte, dieser aber darauf beharrte, noch keinen Bürgermeister gewählt zu haben. Offensichtlich war der Freigabeknopf für die Bürgermeisterwahl an der Bedieneinheit verklemmt, so dass diese für den Wähler nicht freigegeben wurde und das Gerät nach Abgabe der Landtagsstimme den Vorgang als Abgeschlossen ansah. Der Computer wurde mit Hilfe der beiden Schüssel zurückgesetzt und die letzte Stimmabgabe wiederholt. Eher eine Außnahme war die Reaktion "Sie können ja Briefwahl beantragen, wenn Ihnen das nicht passt." von einem Wahlhelfer gegenüber einem Bürger der sich über die Wahlcomputer beschwerte. Wartezeiten: Durch die oben erwähnten Probleme kam es in einigen Wahllokalen zu langen Schlange. Ich habe Wartezeiten von bis zu 30 Minuten beobachtet (scheibar gab es noch längere). Im Rathaus sind zu Stoßzeiten (z.B. zwischen 13:30 und 14:30) einige Bürger frustriert wieder nach Hause gegangen, andere wollten es später noch einmal versuchen. Mehrere beschwerten sich hier über einen "trägen Computer". Ob ein technisches Problem vorlag, konnte ich natürlich während der laufenden Wahl nicht überprüfen. Ende: Nachdem die Wahl offiziell beendet wurde, durfte ich der "Auszählung" beiwohnen. Fotos (von Protokollen, Prüfausdrucken, Siegeln, etc...) waren leider auch hier wieder nicht erlaubt. Ich kann allerdings bezeugen, dass intakte NEDAP Siegel an den vorgeschriebenen Stellen angebracht waren und auch die Seriennummer auf Gerät, Baugleichheitserklärung, Prüfausdrucken und unterschriebenen Protokollen übereinstimmte. Der Computers ließ folgendes Ergebnis verlauten (Langen - Wahlbezirk 10): Landtagswahl (Wahlkreisstimme): Honka, Hartmut (CDU) 167 Tempelhahn, Eva-Maria (SPD) 151 Kreyscher, Roland (Grüne) 41 Vogt, Axel (FDP) 21 Zens, Stefan (REP) 7 Elgert, Friedrich (Die Linke) 15 Sauer, Helmut (Freie Wähler) 4 Steingräber, Claus (NPD) 3 Ungültige Stimmen 5 Stimmen gesamt 414 Landtagswahl (Landesstimme): Christlich Demokratische Union Deutschlands 165 Sozialdemokratische Partei Deutschlands 132 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 51 Freie Demokratische Partei 25 DIE REPUBLIKANER 3 Mensch Umwelt Tierschutz 2 Bürgerrechtsbewegung Solidarität 0 Partei für Soziale Gleichheit 0 Ab jetzt...Bündnis für Deutschland 0 DIE GRAUEN - Graue Panther 1 DIE LINKE 22 Die Violetten - für spirituelle Politik 0 Familien-Partei Deutschlands 2 FW FREIE WÄHLER Hessen e. V. 2 Nationaldemokratische Partei Deutschlands 2 Piratenpartei Deutschland Landesverband Hessen 4 Unabhängige Bürgerpolitik 0 Ungültige Stimmen 3 Stimmen gesamt 414 Bürgermeisterwahl: Matyschok, Berthold 95 Gebhardt, Frieder 99 Löbig, Stefan 71 Sehring, Heinz-Georg 38 Einzelbewerberin Schott, Christel 8 Einzelbewerber Schneider, Klaus-Dieter 26 Einzelbewerber Dr. Werner, Jan 80 Ungültige Stimmen 4 Stimmen gesamt 421 Für die Neugierigen: Der Unterschied bei den Gesamtanzahlen der abgegebenen Stimmen (414 / 421) kommt durch Bürger anderer EU-Staaten zustande, die in Deutschland wohnen und damit an kommunalen Entscheidungen teilnehmen - also den Bürgermeister wählen - dürfen, an Entscheidungen auf Landesebene jedoch nicht. Das Offizielles Ergebnis: Landtag, Bürgermeister (stimmt überein ;-) )