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Vortrag: Zuse Z22

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Der Konstrukteur der Z22 berichtet von den Herausforderungen beim Entwickeln des ersten Zuse-Röhrenrechners.

Die Entwicklung des Zuse-Computers Z22 mit ca. 400 Röhren und 2000
Dioden, einem Trommelspeicher mit 256 Spuren zu 32 40-bit-Wörtern und
einem 16- oder 32-Wörter-Kernspeicher war eine große Herausforderung, da
alle ähnlichen Vorhaben an Instituten und bei Unternehmen nur sehr
mühsam weiterkamen. Meine Aufgabe war es, in nur einem Jahr den
geplanten Rechner zur Serienreife zu bringen, da die Deutsche
Forschungsgemeinschaft für alle damaligen Hochschulen einen Computer
finanzieren wollte. Der Preis sollte ca 200 000 DM nicht überschreiten.
Alle Komponenten mußten völlig neu entwickelt werden, wobei deren
Lebensdauer und Zuverlässigkeit sowie der sparsame Einsatz von
Vakuumröhren wegen ihrer beschränkten Lebensdauer schwerpunktmäßig
beachtet wurden. Viele ganz neuartige Schaltungen führten zu wichtigen
Patenten, die im Vortrag behandelt werden.

Die Software der internen Programme für die wissenschaftlichen Aufgaben
wurden von dem bewährten Team, das den Relaisrechner Zuse-Z11
programmiert hatte, ebenso für duale Gleitkommaarithmetik erstellt.
Hinzu kam die Schaffung eines Kompilers und grundlegender
Anwenderprogramme, wie Matrixoperationen, Kreisfunktionen, schrittweise
Integration, Fourieranalyse sowie Ein- und Ausgabeprogramme für diverse
Anschlußgeräte. Beispiele können erläutert werden.

Nebenher wurden von dem Zuseteam- die ganze Firma hatte anfangs nur 50
Mitarbeiter in Produktion und Entwichlung- Techniker und Programmierer
für die Hochschulen und verschiedener Industriekunden ausgebildet und
auf den Einsatz der Computer vorbereitet. An den Universitäten und
Fachschulen gab es noch keine entsprechenden Studiengänge. Alle
umfangreichen Berechnungen wurden bis dato in Rechenbüros mit 10 bis 50
Rechnerinnen auf mechanischen Tischrechnern mühsam erledigt. Nur wenige
Firmen, insbesondere optische Werke, Vermessungsbüros und
Versicherungen, arbeiteten mit jeweils speziell programmierten Z11
Relaisrechnern, deren Befehle auf Drehwählern verlötet oder in
Lochtreifen gestanzt waren.

Die Zuse Z22 war dagegen völlig frei programmierbar: sämtliche
Speicherwörter konnten Befehle ebenso wie Gleit- oder Festkommazahlen
enthalten. Die ersten Programme wurden ohne Compiler oder Testprogramme
erstellt und auf einem Ferschreiber abgelocht. Da die Programme im
wesentlichen auf dem Trommelspeicher abgelegt waren und von dort während
der Umdrehung getaktet ausgelesen wurden, mußten sie jeweils auf
Zeitersparnis ausgelegt werden, was eine zusätzliche Erschwernis bedeutete.

Info

Tag: 21.06.2014
Anfang: 16:00 Uhr
Dauer: 01:00
Room: Medientheater
Track: GPN
Sprache:

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